Außenbeziehung

 

Das Thema Außenbeziehung ist ein in der Paartherapie immer wieder auftretendes, hochbrisantes und oftmals sehr aufwühlendes Thema. Das "Fremdgehen" steht ja meist nicht am Beginn einer Beziehungsstörung, sondern geschieht mitten drin bzw. bereits an deren Ende. Koschorke spricht ja von umfassenderen Formen des Fremdgehens, indem er Bezüge zu unterschiedlichen Lebensbereichen herstellt (z.B. Arbeit, Freizeit, Hobbies etc.). Hier ist die Fremd-Beziehung zu einem anderen Menschen gemeint und insbesondere, wenn eine sexuelle Verbindung bereits eingegangen wurde, ist die Intimgrenze überschritten, was beim bisherigen Partner enorme seelische Verletzungen zur Folge haben kann. Die zu reparieren ist schwierig und langwierig und oftmals auch nicht mehr möglich. Oftmals kommen Vergeltungswünsche zum Vorschein, die ein Verzeihen erstmal verunmöglichen. Das partnerschaftliche Vertrauen wurde gebrochen und ist nicht mehr gegeben.

 

Lebens-Erfahrungen zeigen, es braucht oftmals Jahre um Vertrauen aufzubauen und es genügt nur eine Sekunde, um es zu zerstören. Auch der so wichtige Ausgleich von Geben und Nehmen ist je unterbrochen, falls es diesen jemals in der Beziehung schon gegeben hat. Auf alle Fälle wirft dies für eine Paarbeziehung und auch die gesamte Familie oftmals existentielle Fragen auf, die so bisher nicht oder noch nicht gestellt wurden. Kann ein Ausgleich durch gegenseitige Bereitschaft zur Klärung dieser und weiterer Fragen gelingen, was oftmals sehr viel Zeit und viele Gespräche braucht und ist dann am Schluss auch ein Verzeihen – und zwar von beiden Seiten – möglich, kann die Beziehung auf einer anderen, und vielleicht auch reiferen Stufe weitergehen.

 

Oftmals sind die damit ausgelösten Verletzungen jedoch so tiefgreifend, dass eine (vorübergehende) Trennung notwendig wird, in der die Partner – jeder für sich – an sich arbeitet und dann vielleicht feststellen kann, dass ein emotionales Verlangen immer noch vorhanden ist, was eine Annäherung wieder ermöglichen könnte.

  

Schwieriger zeigt sich dies alles, wenn gemeinsame minderjährige Kinder da sind. Immer wieder höre ich von den betrogenen Partnern, dass sie „schon lange weg wären...gäbe es da nicht die Kinder!“ Auch die Kinder leiden natürlich an den vorliegenden Problemen. Je jünger, desto mehr sind sie ja emotional und auch wirtschaftlich von den Eltern und einem förderlichen, stressreduzierten familiären Klima abhängig. Und dies ist dann aktuell nicht mehr gegeben. Kinder wünschen sich insgeheim sehr, dass Papa und Mama sich wieder verstehen, auch wenn sie dies offen manchmal nicht so zeigen. Sie sind zwischen den beiden Elternteilen oftmals zerrissen und fatal würde es für sie, wenn sie von einem Elternteil instrumentalisiert würden, was jedoch immer wieder geschieht. In dieser Phase ist es auch die Aufgabe des Therapeuten, die (oftmals nicht-anwesenden Kinder) in der Therapie zu berücksichtigen und deren Bedeutung und Leid deutlich zu machen.

 

 

Weiterführende Literatur dazu von Koschorke, u. a.