Emotionen

 

Emotionen bestimmen unser Dasein, ermöglichen Bindung und sind die Grundlage unserer Beziehungen. Positive Gefühle motivieren uns und setzen Energie frei. Unser Belohnungsgefühl läuft dann auf Hochtouren. Negative Gefühle lehnen wir ab, verleugnen oder verdrängen sie. Sie können in den Extremen sogar höchst feindselig sein und unser Dasein zerstören. Wie lassen sich nun Gefühle kontrollieren und damit uns auch vor negativen Auswirkungen schützen? In der Psychotherapie spricht man von Emotionsregulation, also die bewusste Beeinflussung und Regulation der Gefühle. Um dies ausüben zu können, muss man die Gefühle erst einmal erkennen, benennen und unterscheiden können. Ohne Einbezug von Emotionen können sich Beziehungen und Partnerschaften nicht wirklich entwickeln und haben dann oftmals keinen Bestand. Hier sind einige wichtige und beziehungsrelevante Gefühle:

 

Die Angst zum Beispiel kann Freund und Feind sein. Angst stellt ein unvermeidbares, notwendiges, ja sogar überlebensnotwendiges Gefühl dar. Situationen, die in irgendeiner Weise ungewiss, unkontrollierbar und damit bedrohlich für uns sein könnten, sind von einem Gefühl der Angst begleitet. Angst dient dazu, uns auf solche Herausforderungen vorzubereiten und uns vor Gefahren zu schützen. Auf dieser Stufe hat die Angst eine Schutzfunktion und ist nicht gefährlich, auch wenn sie i.d.R. mit einhergehenden physiologischen Veränderungen (z.B. Herzklopfen, Muskelanspannung, Schwitzen) als unangenehm wahrgenommen wird. So zeigen Forschungen, dass ein mittleres Ausmaß an Angst die Leistungsfähigkeit (z. B. in Prüfungssituationen) erhöhen kann. Im Falle realer Bedrohung erfüllt die Angst eine Warnfunktion, indem wir schnell reagieren können, fliehen oder kämpfen. In der Entwicklungsgeschichte der Menschheit, stelle die Angst somit eine Alarmreaktion von hohem Überlebenswert dar. Und auch heute noch hat Angst auch eine überlebenssichernde Funktion. Belastend und krankmachend sind Ängste dann, wenn sie zu lange andauern, in ihrer Intensität ein erträgliches Maß überschreiten oder auch der Situation nicht angemessen erscheinen. Bezüglich der klinisch bedeutsamen Ängste sind vor allem die Panikstörung, die Agoraphobie, die Generalisierte Angststörung und die Soziale Phobie zu nennen.

 

Eine Panikstörung ist durch das Auftreten von Panikanfällen gekennzeichnet. Dies ist ein plötzliches und zeitlich umgrenztes Auftreten von Angst, einhergehend mit starken körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Übelkeit, Schwindel, Zittern und Schwitzen. Da diese Körpersymptome als bedrohlich erlebt werden, versuchen die davon Betroffenen Situationen oder Körperempfindungen, die mit diesen Angstanfällen in Verbindung gebracht werden, möglichst zu vermeiden. Diese biologischen Abläufe unseres Körpers, stellen jedoch eine natürliche Reaktion auf eine wahrgenommene Bedrohung dar, indem die für eine Fluchtreaktion wichtigsten Organe (Muskeln, Herz, Lunge) mehr durchblutet werden. Dies bedeutet, dass unser Körper unbewusst noch immer so reagiert, als müssten wir immer noch permanent kämpfen oder uns verteidigen – etwas, das sich in unserer modernen Welt oftmals als hinderlich erweist.

 

Die Agoraphobie meint das Vermeiden von Situationen, in denen eine Flucht schwierig oder Unterstützung nicht verfügbar ist. Die Ängste müssen aber nicht nur auf öffentliche Plätze beschränkt sein, sie können auch in einer Vielzahl verschiedener Situationen auftreten wie Auto, Zug, Bus oder Straßenbahn, fliegen, Schlange stehen, enge Menschenansammlungen, etc. Meist entwickelt sich die Agoraphobie, nachdem Betroffene eine oder mehrere Panikattacken erlitten haben und folglich diese mit Angst assoziierten Situationen vermeiden.

 

Die Generalisierte Angststörung ist durch übermäßige, anhaltende und schwer kontrollierbare Ängste gekennzeichnet, die aber nicht auf bestimmte Situationen beschränkt sind. Diese Ängste bestehen über einen längeren Zeitraum, meist mehrere Monate und werden von einer Reihe psychischer und körperlicher Symptome (Konzentrationsstörungen, Unruhe, motorische Anspannung, u.a.) begleitet.

 

Die Soziale Phobie ist eine massive, irrationale Angst vor dem Kontakt zu Menschen und insbesondere vor Begegnungen, in denen man prüfend beobachtet, kritisch bewertet oder negativ beurteilt werden könnte.

Aber auch im Rahmen anderer seelischer Erkrankungen (z.B. Depression) spielen Ängste eine nicht unerhebliche Rolle.

 

 

Schuld und Scham – zwei oftmals ungeliebte „Begleiter“. Und dennoch für die Beziehung wichtig. Denn, um diese Emotionen spüren zu können, ist Empathie notwendig. Und ohne Empathie (Einfühlungsvermögen) ist eine beständige und tragfähige Beziehung nicht möglich. Bedenklich wären in diesem Zusammenhang, wenn Schuld und Scham überhaupt nicht spürbar sind.

 

Schuldempfinden trägt dazu bei, dass die Normen und Werte einer Gruppe (dazu zählt auch die Familie) eingehalten werden. Ohne Schuldgefühle würden soziale Beziehungen dauerhaft geschädigt. Schuld ist nützlich und hilft Beziehungen aufrechtzuerhalten im Sinne eines harmonischen und gerechten Miteinanders. Eine Unterscheidung ist allerdings wichtig: „Schuldig sein“ und „Sich schuldig fühlen“. Letzteres braucht oft eine Reduktion von übermäßigem Verantwortlichkeitsgefühl, eine Korrektur von Denkfehlern und Glaubenssätzen.

 

Scham ist eine moralische Emotion und hilft, sich eigene Werte, Ideale, Normen und Regeln anzueignen und nach ihnen zu leben. Diese überdauern längere Zeitspannen und gelten für die Menschen, mit denen man in sozialen Beziehungen lebt. Schämen kann man sich wegen sich selbst oder wegen anderen (sog. Fremdschämen). Die „gesunde Scham“ ist dabei von der maladaptiven Scham zu unterscheiden. Letztere ist oft gepaart mit Selbstabwertung, bei der gehofft wird, dass dadurch eine Beschämung durch andere ausbleibt und vermittelt einem ein Gefühl von Kontrolle über die Situation.

 

 

Trauer gehört mit zu den Grundgefühlen. Früher oder später erleidet jeder Mensch Verluste. Neben dem Verlust eines Menschen, kann auch der Verlust körperlicher Fähigkeiten oder Rollen das Gefühl von Trauer auslösen. Von hilfreichen Ritualen im Umgang damit ist in unserer jetzigen Gesellschaft nicht mehr viel übrig geblieben. Früher gab es in Bezug auf Trauer Regeln, die zwar einengten, aber auch Orientierung gaben.

Im Unterschied zur Trauer geht es bei einer Depression um innere Leere, also die Abwesenheit von Gefühlen. Es handelt sich dabei nicht um Traurigkeit.

 

 

Eifersucht und Neid. Das Gefühl von Eifersucht entwickelt jemand, der „mit Eifer sucht“, was er glaubt, zu verlieren oder bereits verloren scheint. Eifersucht hat immer mit Verlassenheitsangst zu tun und in Extremen ausgelebt, kann sie Beziehungen zerstören. Hier ist „Loslassen“ und wieder „Vertrauen“ gewinnen angesagt.

 

Neid zeigt immer, was man nicht hat. Grundsätzlich geht dem Neid-Gefühl, Liebe und Bewunderung voraus. Positiv gewertet, kann es zu einem verstärkten Bemühen zu Kreativität und Wetteifer führen. Neid verweist auch oftmals darauf, dass jemand anders im Vorteil ist, auf soziale Ungerechtigkeit und hat damit auch einen sozialkritischen Aspekt. Der zerstörerische Neid ist mit Missgunst verbunden und behindert die Persönlichkeitsentwicklung und die Bindungsfähigkeit.

 

 

Ärger und Wut sind in diesem Blog einem eigenen Thema gewidmet.

 

 

Nach all den belastenden Emotionen sollen die entlastenden und angenehmen Emotionen nicht unerwähnt bleiben.

 

Freude und Liebe gehören ebenso zu den „Grundgefühlen“- wobei unterschiedliche Ansichten vorherrschen, ob sich Liebe alleinig unter einer Emotion einreihen lässt. Auch gibt es einen Unterschied zwischen Verliebtheit und reifer Liebe. Was als gesichert gilt: Liebe ist nichts, was einmal kommt und auf ewig bleibt. Liebe ist Arbeit. Entwickelt sie sich anfangs noch vor allem aus körperlicher Anziehung, benötigt sie später viel Unterstützung. Wer die Liebe aufrecht erhalten will, muss den anderen immer wieder neu und tiefer kennenlernen, sich innerhalb der Beziehung selbst weiterentwickeln und für eine gute Kommunikation sorgen. Gegenseitiges Lob und Wertschätzung sind unverzichtbar für eine gelingende Partnerschaft. Liebe darf sich in diesem Rahmen im Laufe der Jahre auch verändern. Sie verliert dadurch nicht an Qualität - im Gegenteil, es kann sich dadurch oftmals erst eine tiefe Vertrautheit und Geborgenheit zu einem uns bedeutsamen Menschen entwickeln.