Entscheidungen in Beziehungen

publiziert in Ratgeber Lifestyle

Entscheidungen treffen sind auch in der Partnerschaft oftmals ein wichtiges Thema. Dabei handelt es sich nicht nur um große, lebensverändernde Entscheidungen, auch viele kleine Alltagsentscheidungen müssen immer wieder getroffen werden. Diese mit unserem Partner zu teilen, kann sehr entlastend sein. Andererseits nehmen viele Konflikte ihren Ausgangspunkt gerade auch da, wo eine Entscheidung getroffen werden muss. Es bedeutet häufig eben auch, dass zwei ganz unterschiedliche Sichtweisen aufeinander treffen. Wenn jeder davon überzeugt ist, dass sein Weg der einzig richtige ist und demzufolge eingeschlagen werden „muss“, kommt es unweigerlich zu Differenzen. Manchmal entscheidet auch immer derselbe Partner und der andere nimmt sich zurück. Zuweilen kommt es aber auch vor, dass ein Partner einfach eine Entscheidung trifft, ohne den anderen zu fragen, obwohl ihn diese Entscheidung auch betrifft. Der Partner fühlt sich dann übergangen, was folglich weitere partnerschaftliche Probleme mit sich bringen kann. Ein wichtiger Grundsatz lautet: Entscheidungen, die beide Partner betreffen, sind auch gemeinsam zu besprechen und gemeinsam zu treffen.

Wer in einer Partnerschaft den anderen nicht in Entscheidungen einbezieht und auch nicht bereit ist, gemeinsam (Zukunfts)Pläne zu machen, riskiert auf Dauer den Bestand der Beziehung. Mangelnde Bereitschaft, gemeinsam zu planen und sich abzusprechen, sind immer auch ein gewichtiges Thema in Paartherapien und wird zu einem erheblichen Prozentsatz auch immer wieder als Trennungsgrund mit aufgeführt.

 

Warum uns Entscheidungen so schwer fallen – einige Hintergründe

Angst vor Verlust: Jede Entscheidung FÜR etwas ist immer auch eine Entscheidung GEGEN Alternativen. Wenn es darum geht, sich endgültig festzulegen, bedauern oft viele Menschen was Sie dann nicht (mehr) haben können, anstatt sich über die eigene Wahl zu freuen.

Angst vor Verantwortung: Wer eine Entscheidung trifft, muss auch die damit verbundenen Konsequenzen tragen. Viele vermeiden lieber die dahinterliegende Verantwortung, auch nach dem Motto: Wenn ich mich nicht entscheide, dann bin ich auch nicht schuld, wenn sich die Wahl letztendlich als falsch herausstellt.

Angst vor Entscheidung: Die meisten (alltäglichen) Entscheidungen werden angstfrei und ohne Probleme getroffen. Es gibt aber auch die schwerwiegenderen Entscheidungen mit größerer Tragweite. Sie verursachen nicht selten „Bauchschmerzen“. Hier ist es nicht so leicht, sich festzulegen. Hinter der Wahl stehen oftmals zahlreiche Fragen, Zweifel, Ängste, Hoffnungen und Erwartungen. Manchmal sind damit auch Wertekonflikte verbunden. Je weitreichender die möglichen Konsequenzen und je weniger abschätzbar diese sind, desto größer ist die Angst vor Entscheidung.

 

Wenn man eine Entscheidung treffen muss, und man trifft sie nicht, ist das auch eine Entscheidung!“ (William James, Psychologe).

Wer die Dinge selbst in die Hand nehmen will, muss letztendlich auch seine Angst vor Entscheidung überwinden.

 

Lernen, sich zu entscheiden

Oft wird nicht nur die nachhaltige Entscheidung unterschätzt, sondern auch die Entscheidung gegen Etwas beziehungsweise gegen Jemanden. Dabei ist es besonders wichtig, dass man klare Grenzen setzt und auch NEIN sagen kann. JA-Sager finden sich schnell in „schwierigen“ Beziehungen wieder. Wer nur nachgibt ohne eigene Bedürfnisse zu beachten, gibt einen Teil seines „Selbst“ auf und dies führt - auf die Dauer einer Beziehung bezogen - eher auch zu Problemen statt zu Lösungen. Wir sagen immer JA und NEIN - gleichzeitig, ohne dass es uns bewusst ist! Oftmals leider JA zu Erwartungen anderer an uns, die wir aber gar nicht erfüllen wollen und dann gleichzeitig NEIN zu unseren Gefühlen und Bedürfnissen. Dies führt uns dann meist in ein Dilemma und in eine Pattsituation.

Das Nein ist die schwierigste und gerade deshalb auch die liebevollste Antwort. Sie erfordert am meisten Umsicht, Engagement, Ehrlichkeit und Mut.“ (Jesper Juul, dänischer Familientherapeut)

Mit einem achtsamen NEIN zeigt man auch , dass einem an der Beziehung viel liegt, dass man bereit ist, Grenzen zu setzen und Bedürfnisse zu wahren.

 

Partner – Entscheidungen

Bei folgenden Themen muss der Partner/ die Partnerin immer mit einbezogen werden:

 

Liebe und Sexualität

Ein in Partnerschaften unerlässliches Gefühl ist die Liebe. Ohne Liebe ist Nähe, Zärtlichkeit und Wertschätzung nicht möglich. Damit ist nicht ausschließlich das sexuelle Verlangen gemeint. „Menschen brauchen Wertschätzung und Liebe so notwendig, wie die Luft zum Atmen“ ist ein wesentlicher Grundsatz in der Paarbeziehung. Darüber zu sprechen macht oftmals vieles klarer, das auch zu TUN, vermindert die Distanz und bringt die Partner wieder mehr zusammen. Es zeigt auch: Ich bin für Dich wichtig! Du bist neben mir der wichtigste Mensch in meinem Leben. Ein weiterer Grundsatz, der beachtet werden muss. Hier gibt es nur eine einzige Ausnahme: Kleine Kinder! Sind die Kinder später „groß“, wandelt sich auch hier wieder das Bild.

Manchmal erfordert die Liebe auch Entscheidungen. Dafür ist es wichtig, dass beide Partner wissen, wie der andere „Liebe“ definiert und was er an der Beziehung, bzw. am anderen eigentlich liebt und warum. Dies lässt gegenseitige Wünsche und Erwartungen meist deutlicher werden und trägt dazu bei, Missverständnissen und Enttäuschungen besser begegnen zu können.

Viele tun sich überhaupt schwer damit, ihre Gefühle genau zu kennen, zu unterscheiden und auch zu benennen. Es fehlt hier oftmals an Hintergrundwissen und Anwendungsstrategien. Kenntnis und richtiger Umgang mit Emotionen ist aber unerlässlich, um sich verständlich und sicher im Kontakt bewegen zu können. Emotionen sind "Handlungsanweiser" - sie unterstützen uns darin herauszufinden, was zu tun ist. Sie helfen uns auch dabei, die für uns „richtigen“ Entscheidungen treffen zu können. Dies ist aber nur möglich, wenn ich mich in meinem "Gefühlshaushalt" auch auskennen - Gefühle unterscheiden, benennen und auch zuordnen kann.

Ähnliches gilt für die gelebte Sexualität. In der ersten Zeit einer Beziehung empfinden beide Partner vielleicht noch ein stärkeres Verlangen nach Intimität und Zärtlichkeit. Oft lässt das bei einem Partner mit der Zeit aber stärker nach, als bei dem anderen. Dann kommt es häufig zu einer ersten Beziehungskrise, weil meist voreilige Rückschlüsse gezogen werden, obwohl das gezeigte Verhalten gar nichts mit den Emotionen des Anderen zu tun haben muss. Dennoch wird es oftmals missverstanden. Es gilt in diesem Fall offen miteinander zu reden und bestimmte konkrete Entscheidungen zu treffen. Beide sollten aussprechen, wie wichtig ihnen und in welchem Abstand sexueller Kontakt gewünscht wird. Auf körperliche Signale können ausgemacht werden, die dem anderen vermitteln, „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt“ oder „Gerade lieber nicht“.

 

Kinderwunsch

Während bei „Alltagskäufen“ noch Abstriche von den eigenen Wünschen denkbar sind und auch die Wohnungseinrichtung Spielraum für Individualität lässt, ist die Frage nach Kindern nur mit einem klaren Ja oder Nein zu beantworten. Und auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder die Entscheidung, für Jahre im Ausland zu leben, setzt eine ähnliche Zukunftsplanung beider Partner voraus. In der Verliebtheitsphase ziehen sich Gegensätze zwar meist noch an, doch bei grundsätzlichen Themen der Lebensgestaltung und Werten braucht es eine gemeinsame Linie.

Für Kinder sollte man sich nur dann entscheiden, wenn die Partnerschaft bereits für sich genommen harmonisch ist und beide Partner in ihrer gemeinsamen Beziehung glücklich sind. Die Entscheidung, Kinder zu bekommen, um der Beziehung zum Beispiel neuen Aufschwung oder gar Sinn zu verleihen, ist sehr riskant und schadet letztendlich allen, letztendlich auch den (zukünftigen) Kindern.

 

Kindererziehung

Kinder brauchen Halt und Absprachen. „Mama! Papa hat es aber erlaubt!“(und umgekehrt). Wenn Kinder die Erlaubnis vom einen Elternteil nicht bekommen, bleibt immer noch der Weg zum anderen, um seine Wünsche doch noch erfüllt zu bekommen. Kinder dürfen das und sie decken damit immer "Unabgestimmtes" auf - ein Hinweis und eine Chance, dass Mama und Papa darüber reden (sollten). Sprechen Sie untereinander ab, wie Sie gemeinsam entscheiden wollen. Diese Übereinkunft verleiht nicht nur Sicherheit und Stärke, er gibt den Kindern gleichzeitig Halt und lernt sie zu verstehen, worauf es in einer Partnerschaft auch ankommt: „Wir ziehen am gleichen Strang!“ Nicht selten sind Beziehungen und Ehen daran gescheitert, dass der eine Partner eine vollkommen andere Vorstellung von der Erziehung der Kinder hatte und diese einseitig auch immer wieder durchzusetzten versuchte.

 

Finanzen und Investitionen

Nicht wenige Paar-Konflikte entwickeln sich um die Finanzen. Der eine Partner verdient vielleicht mehr, als der andere, „geizt“ aber mit seinem Einkommen oder aber möchte sich Sachen leisten, die der andere für überflüssig hält oder sogar für riskant, weil das Geld dann für Essen und Miete nicht mehr reicht, etc. In was und wieviel investiert wird, ist daher immer gemeinsam zu entscheiden.

 

Strategien entwickeln

Kompromisse finden

Das meiste, was in stabilen Partnerschaften funktioniert sind – Kompromisse. Natürlich wird es immer wieder Meinungsunterschiede geben und keiner kann stets nur seine eigenen Ziele und Wünsche durchsetzen. Miteinander zu sprechen und zu erläutern, welche Beweggründe einem Wunsch zugrunde liegen - hierin liegen die Verhandlungsmöglichkeiten. Erst wenn offen angesprochen wird, was mit einem Wunsch verbunden ist, können Kompromisse gefunden werden. Und zwar auch solche, bei denen beide nicht allzu viel von ihren Vorstellungen abweichen müssen.

 

Sich in Entscheidungsbereichen abwechseln

Eine andere Möglichkeit ist, sich bei Entscheidungen abzuwechseln. So kann jeder einmal zum Beispiel für die Gestaltung des gemeinsamen Abends oder des Wochenendes oder auch des Urlaubs zuständig sein. Mit der klaren Absprache, dass der Planende wirklich die Verantwortung übernimmt und sich etwas einfallen lässt. Und der Eingeladene die Bereitschaft mitbringt, sich auch auf das Angebotene einzulassen.

 

Ressorts und Territorien abgrenzen

In traditionellen Ehen war es üblich, der Frau die Entscheidungen im Haus zu überlassen, während der Mann bei Entscheidungen im Außen das letzte Wort hatte. Man muss nicht in diese rigiden Verhaltensmuster zurückfallen, aber die Einteilung von Ressorts und damit der Zuständigkeiten kann gerade im Alltag Entlastung bieten und manchen Machtkampf vermeiden helfen. Auch gerade in der Kinderversorgung sind zeitlich abgetrennte Territorien oftmals hilfreich: „Heute Abend kümmere ich mich –verantwortlich- um das ‚Bett-geh-Ritual‘, morgen Abend Du“.

 

Umgang mit Fehlern - Zu getroffenen Entscheidungen stehen

In „Entscheidungssachen“ werden sich Fehler nicht gänzlich vermeiden lassen. Und oftmals entwickeln sich sogar wesentliche Erkenntnisse gerade aus „Fehlern“. Denn nur so lassen sich Werte oftmals überhaupt erst individuell einordnen. Man lernt mögliche Folgen besser abzuschätzen und letztlich ebenso mit ihnen umzugehen. In dem Moment der Entscheidung, trifft man diese meist immer nach bestem Wissen und Gewissen und zu diesem Zeitpunkt waren ganz bestimmte Umstände am Werk. Wenn wir beispielsweise wütend sind, neigen wir oft auch dazu, alles eher negativ zu betrachten. „Fehlerfreundlichkeit“ klingt erstmal provozierend und realitätsfremd, kommt es doch darauf an, Fehler eher zu vermeiden und auszumerzen. Bereits in der Schule wurde wir oftmals auf diese innere Haltung hin „trainiert“. Genau genommen gehören Fehler jedoch immer auch dazu – sie sind unsere notwendigen Wegbegleiter und wir sollten freundlich mit ihnen umgehen. Wer nur darauf aus ist, möglichst alle Fehler zu vermeiden, wird möglicherweise nichts „Bedeutendes“ zustande bringen, weil Angst und Vorsicht seine Kreativität und sein Tun eher hemmen.

 

Fazit: Gemeinsame Entscheidungen benötigen...

… eine grundsätzliche Entscheidung, wann eine gemeinsame Linie wichtig und nötig ist,

… den Willen, zu einer solchen Entscheidung dann auch zu stehen,

 

… und die Bereitschaft, zu verhandeln, Kompromisse einzugehen oder auch einmal den Willen des anderen zu akzeptieren.